1. Oktober 2025
Wieder einmal war der Modellflugplatz Basis für ein „Experiment“. Diesmal ging es um die Frage, wie die Reichweite eines LoRaWAN-Funkgerätes wächst, wenn man es 50, 100 oder 150 Meter über Grund positioniert. Die Möglichkeit, mit solchen Geräten ein einfaches Funknetz für Not- und Katastrophenfälle aufzubauen, ist von allgemeinem Interesse.
LoRaWAN (siehe Wikipedia) ist ein Funk-Netzwerk mit geringer Bandbreite, aber auch sehr geringem Stromverbrauch, und unabhängig von Infrastruktur (anders als Mobiltelefonnetze). In diesem Fall werden darüber nur SMS verschickt, aber immerhin verschlüsselt, also sicher. Deswegen eignet es sich als Notfallkommunikation in wüsten Gegenden oder in Katastrophenfällen wie der in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnten Ahrtalflut 2021. Das Funkband ist weltweit frei und kann von Privatpersonen und Rettungsdiensten verwendet werden.
Wegen der geringen Sendeleistung ist die Reichweite am Boden begrenzt auf 2 bis 40 km, je nach Umgebung. Aber schon aus nicht allzu großer Höhe (hier 70 Meter) werden Partnergeräte in 50, 80 oder mehr Kilometer Entfernung erreicht. Dank der Meshtastic-Software (siehe Wikipedia) bilden diese dann automatisch und spontan ein loses Netzwerk, in dem Nachrichten über bis zu 7 Stationen weitergegeben werden, solange es bis zum Zielort eine durchgehende Kette von aktiven Geräten gibt. Mit einer App kann man sich die erreichbaren Stationen am Smartphone oder Notebook anzeigen lassen.
Die Geräte sind so leicht, daß sie von ebenfalls leichten Ballon-Drachen-Kombinationen auf Höhe gehalten werden können. Diese heißen Helikite (siehe Wikipedia), weil der Ballon mit Helium gefüllt wird und daran ein einfacher Drachen (Englisch kite) sitzt. Dieser stabilisiert und trägt im Wind, und wenn der Wind zu schwach ist trägt der Ballon. Daß es sich nicht um Spielzeug handelt sieht man auch daran, daß eine Heliumfüllung für den größeren Helikite eine dreistellige Summe kostet. Das Ballongas aus dem Baumarkt ist wesentlich billiger, trägt aber nicht so gut.
Die Nutzlast ist der leuchtend rote Zylinder unten am Drachen. Darin sind Elektronik und Akku wetterfest eingeschlossen, nur die Antenne ist herausgeführt. Der Akku hält mehrere Tage, so daß man in einem Katastrophenfall entsprechend lange ein solches Gerät am Helikite in 50 oder 100 Meter Höhe stationieren könnte, bis das Mobiltelefonnetz wieder funktioniert. Viele LoRaWAN-Geräte am Boden könnten diese fliegende Station dann als Vermittlung nutzen – besonders solche von Personen in Not, die Hilfe rufen wollen.
Der kleine (ganz weiße) Helikite trägt einen weitaus kleineren Behälter mit minimaler Elektronik und einem Akku für 2 bis 3 Tage Laufzeit. Er braucht deutlich weniger Gas und nur eine dünne Leine mit einer Handhaspel. Das ist alles viel leichter zu transportieren und deshalb für Privatleute geeignet, die im „Outback“ (Busch) eine Notfallkommunikation haben wollen. Man braucht keine schweren Gasflaschen und keine elektrische Seilwinde mit Batterie, die für den großen Helikite nötig sind.
Die einzelne Person braucht ein Smartphone (mit einer freien LoRaWAN-App) und ein kleines, flaches LoRaWAN-Gerät, das einerseits per Bluetooth mit dem Telefon verbunden wird und andererseits die Verbindung zum Netzwerk herstellt. Natürlich müssen die Akkus beider Geräte geladen sein, so daß man für Notfälle genügend „Reserven“ in Form von Powerbanks oder großen Akkus braucht. Ein wenig „Prepper“ (siehe Wikipedia) muß man da schon sein.
Im Test waren schon aus 50 Meter Höhe etliche Stationen direkt oder indirekt erreichbar, weiter entfernt als im Notfall nötig wäre. Aus 150 Meter Höhe war sichere direkte Kommunikation mit einer 80 km entfernten Station möglich. Damit gilt die Technik in den skizzierten Einsatzfällen als verwendbar und der Test als erfolgreich.
Der Aufstieg des Helikite wurde mit einem professionellen Quadrocopter dokumentiert. Das gelbe Stativ am Boden trägt eine umfangreichere LoRaWAN-Station mit WLAN-Verbindung zum Notebook-Computer, auf dem Software zur Überwachung des Experimentes läuft. Nach Gebrauch wird das Gas mit einem Gebläse aus dem Ballon herausgesaugt.
So weit die Erklärung zum Experiment und den folgenden Fotos. Danach kommt noch eine Folge von fünf kurzen Videos, die das Ganze in Bewegung zeigen.